Wir, die Mitglieder der Amnesty International Gruppe in Ratingen setzen uns vor Ort für die Menschenrechte ein.
Wir machen unter anderem Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen. Zum internationalen Tag der Roma informierten wir z. B. über die Situation der Roma in Europa und speziell in Deutschland. Warum verlassen Roma ihre Heimat und was erhoffen sie sich bei uns?
An Ständen informieren wir über Menschenrechtsverletzungen und sammeln Unterschriften. Eine Unterschrift alleine bewirkt wenig, aber wenn die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen viele Zuschriften erhalten – Amnesty International mobilisiert weltweit – kommt es oft zu grundlegenden Verbesserungen, z. B. zur Freilassung von unrechtmäßig Inhaftierten.
Wir, die Amnesty International Gruppe Ratingen, haben derzeit rund ein Dutzend Mitglieder. Wir sind in mehrerlei Hinsicht eine sehr vielfältige Gruppe. So haben wir z. B. etwa genau so viele Frauen wie Männer in der Gruppe, einige von uns sind erst knapp über 20, andere bereits über 90. Mehrere von uns kommen ursprünglich aus dem Ausland, so dass wir auch verschiedene kulturelle Hintergründe haben.
Die Gruppe Ratingen freut sich über jeden, der sich mit uns für die Menschenrechte einsetzen möchte.
Wir treffen uns jeden dritten Montag im Monat um 19:30 Uhr im Gemeindebüro der evangelischen Kirchengemeinde, Lintorfer Straße 16 in Ratingen-Mitte (aufgrund möglicher Abweichungen beachtet bitte die aktuell gehaltenen Termine unserer Gruppentreffen). Wir freuen uns immer über zusätzliche Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Eine Anmeldung zu unseren Treffen ist nicht erforderlich.
Ihr könnt auch gerne einen Blick in den aktuellen Flyer (PDF) unserer Gruppe werfen.
Geschichte unserer Gruppe:
1970 wurde die ai-Gruppe Ratingen von Erich Deil und Pfarrer Dieter Linz gegründet. Deil führte die Menschenrechtsgruppe jahrzehntelang an. Die Gruppe spezialisierte sich auf die Arbeit zur Freilassung von politischen Gefangenen weltweit und betreute sogenannte “Gewissensgefangene”, die keine Gewalt angewendet haben, aber dennoch inhaftiert, verfolgt und/oder Opfer von staatlicher Willkür sind.
Der erste Fall der Ratinger Menschenrechtler war ein Ägypter jüdischen Glaubens, der 1971 aus der Haft entlassen wurde. Ihm folgten über 200 weitere Freigelassene, für die sich die Ratinger Gruppe eingesetzt hat.
Ab dem Jahr 2000 war Rubén Ruiz über zehn Jahre lang und bis zu seinem Tod Sprecher der Ratinger Amnesty-Gruppe. Er war gebürtiger Chilene, wurde selbst von Amnesty International unter dem Pinochet-Regime befreit, kam ins Exil nach Deutschland und hatte sich hier der Ratinger Amnesty-Gruppe angeschlossen.
Von Oktober 2012 bis April 2019 war Dr. Irmgard Buder die Sprecherin unserer Gruppe.
Seit April 2019 ist Sascha Samadi unser Sprecher.
Erst Menschen, dann Grenzen schützen!
Laut Allgemeiner Erklärung der Menschenrechte (Artikel 14) hat jeder Mensch das Recht, „in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen“. Aber dazu müssen die Menschen erst einmal in andere Länder kommen. Bei dem Versuch, Europa auf dem Seeweg zu erreichen, sterben jährlich Tausende.
Und Europa schottet sich immer mehr ab: Durch Migrationskooperationen wie dem EU-Türkei-Deal werden z. B. schutzsuchende Menschen daran gehindert, ihr Menschenrecht, Asyl zu suchen, überhaupt erst in Anspruch nehmen zu können. Wir von Amnesty International setzen uns dafür ein, dass die EU-Mitgliedstaaten endlich Verantwortung übernehmen und eine menschenrechtskonforme Aufnahme von Flüchtlingen gewährleisten. Zudem informieren wir über Fluchtursachen, beraten Flüchtlinge und unterstützen psychosoziale Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer.
Wer ist Amnesty International?
Am Anfang von Amnesty International steht ein Trinkspruch: Zwei portugiesische Studenten stoßen in einem Café in Lissabon auf die Freiheit an. Doch in den Sechzigerjahren herrscht in Portugal eine Diktatur, die keine Kritik duldet – die Erwähnung des Wortes „Freiheit“ ist verboten. Die zwei Studenten werden festgenommen und später zu sieben Jahren Haft verurteilt.
1.500 Kilometer entfernt fährt der 39-jährige Anwalt Peter Benenson im November 1960 mit der Londoner U-Bahn in seine Kanzlei, als er in der Zeitung eine Meldung über das Urteil gegen die beiden Portugiesen liest. Es ist nicht das erste Mal, dass er erfährt, dass Menschen wegen ihrer Gesinnung verfolgt und eingesperrt werden. Doch die Meldung aus Lissabon geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Benenson will nicht mehr länger über solches Unrecht lesen, er will etwas tun. Er weiß nur noch nicht, wie. Aufgewühlt läuft er durch die Straßen Londons. In der Kirche St. Martin in the Fields kommt ihm der Gedanke:
“Wenn eine einzelne Person protestiert, bewirkt das nur wenig, aber wenn es viele Leute gleichzeitig tun würden, könnte es einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.”
Am 28. Mai 1961 veröffentlicht er in der Zeitung „The Observer“ den Artikel „The Forgotten Prisoners“, der mit den Worten beginnt: „Schlagen Sie Ihre Zeitung an irgendeinem beliebigen Tag auf, und Sie werden eine Meldung aus irgendeinem Teil der Welt lesen: Ein Mensch ist eingekerkert, gefoltert, hingerichtet worden, weil seine Ansichten oder religiösen Überzeugungen nicht mit denen der Regierung übereinstimmen.“ Benenson fordert die Leserinnen und Leser auf, mit Appellschreiben öffentlichen Druck auf die Regierungen zu machen und von ihnen die Freilassung politischer Gefangener zu fordern. Dieser “Appeal for Amnesty” ist der Beginn von Amnesty International.
Die Resonanz ist überwältigend. 30 große Zeitungen in verschiedenen Ländern drucken den Artikel nach. Allein in den ersten Wochen melden sich mehr als Tausend interessierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Im Juli 1961 wird beschlossen, die ursprünglich auf ein Jahr angelegte internationale Kampagne in eine feste Organisation zu verwandeln. Am Ende des Jahres gibt es Sektionen in West-Deutschland, Großbritannien, Irland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Schweden, Norwegen, Australien und den USA. Im September 1962 wird auf dem internationalen Treffen in Brügge endgültig der Name “Amnesty International” für die noch junge Organisation festgelegt.
Heute ist Amnesty eine weltweite Bewegung, die in über 150 Ländern vertreten ist. Über sieben Millionen Mitglieder, Unterstützerinnen und Unterstützer sowie Aktivistinnen und Aktivisten setzen sich dafür ein, dass auch 50 Jahre nach Benensons Appell die politischen Gefangenen dieser Welt nicht vergessen werden.